Dominica IX post Pentecosten
Herr. unser Herr, wie wunderbar ist doch dein Name allüberall auf Erden.V.: Denn deine Herrlichkeit ist hoch erhaben über alle Himmel.
In sich ruhend, sich nur wenige Töne vom Fundament des Grundtons entfernend, beginnt das Graduale. Nur allmählich entwickeln sich die Melismen, verbreitern das Dominus noster, betonen es damit, aber noch ohne Überschwang, eher als schlichte Bestätigung des Glaubenden.
Erst beim "quam admirabile" (wie wunderbar) lässt der Komponist die Melodie sich entfalten. Hier wird zwar der höchste Ton des Gesangs vor dem Vers erreicht, aber bei weitem nicht die klanglich höchste Intensität.
Eine kleine rein praktische Anpassung habe ich hier vorgenommen mit der Schola. Wir verlängern die letzte Silbe des admirabile und atmen direkt danach. Das "est nomen tuum" bildet dann die nächste Einheit. Wiederum klanglich sehr eng gehalten. Lediglich der Schluss auf der 2. Stufe stellt eine Abweichung dar.
Wie? - fragt sich der Zuhörer. Da wird "Herr. unser Herr wie wunderbar ist doch dein Name" gesungen fast ohne hörbare Emotion? Gemach, gemach lieber Hörer, kommt schon noch. Der Komponist wollte eben nicht mit der Tür ins Haus fallen.
Fast unwillkürlich beschleunigt man beim "universa" den Gesang um die Melodie dann auf der letzten Silbe die mit 2 Quilismen verziert ist ruhig hinunterzuführen zum Grundton terra=Erde, wo nicht nur der Text ein Ausrufezeichen besitzt, sondern in Form des jubelnden Dreiklangs auch die Melodie. Den obersten Ton vor dem Atemzeichen lasse ich etwas länger halten um den feinsinnig gestalteten Schluss nach dem Atemzeichen etwas abzuheben. Hier nämlich erklingt das erste Mal der Ton der 4. Stufe nicht erniedrigt. Eine Klangfacette die angenehm herb und kraftvoll auffällt und die von hier an im solistisch vorgetragenen Vers bestehen bleibt, bis sie im Schlussmelisma zurückgeführt wird.
Bis zum einsetzenden Vers erschafft der Komponist also eine kontinuierliche Steigerung der Intensität des Gesangs und nimmt den aufmerksamen Zuhörer damit nach und nach gefangen vor der Hauptaussage des Graduale, in der die zuvor aufgestellte Behauptung textlich begründet wird: Denn deine Herrlichkeit ist hoch erhaben über alle Himmel.
(Anmerkung: Der C-Schlüssel ist ab hier aus techn. Gründen nach unten versetzt, damit die weitere Notation ohne Hilfslinien erfolgen kann)
"elevata est" - hoch erhaben. Hier erhebt nun der Gesang tonmalerisch die Herrlichkeit Gottes. Er erhebt sie nicht nur, sondern lässt sie bildhaft viermal schweben auf dem höchsten Ton des Gesangs (eingekreiste Töne). Dem Zuhörer wird schlagartig bewusst, dass hier im Einklang mit dem Text der musikalische Höhepunkt des Gesangs erreicht ist.
"magnificentia tua" - Deine Herrlichkeit. Das viermalige Wiederholen des höchsten Tons erfährt hier eine Art Echo, nur etwas tiefer und in spärliche Melismen eingebunden. Die Melodie wird zum Ende des solistischen Teils wieder zum Grundton zurückgeführt.
Bei "super caelos" (über den Himmeln) kommt ein öfter verwendetes Motiv zum Einsatz, das nahezu bildlich das Himmelsdach darstellt (rechteckig markiert). Gleich zu Beginn des Schlussmelismas geht der Weg zurück mit der Erniedrigung der 4. Stufe (Kreis), womit die tonale Verbindung zum Anfang wiederhergestellt ist.
Der Gesang schliesst indem er das Schlusswort des Verses "caelos" klingt am Ende exakt mit der gleichen Tonfolge ausklingen lässt wie den Schluss vor dem Vers - auf dem Wort "terra".
Himmel und Erde - am Ende vereint.
just my 2 cents...
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