Dominica II In Passionis Seu In Palmis
Zu beachten ist auch, dass in der Heiligen Woche bei allen Introitus kein Gloria Patri gesungen wird.
Siehe auch "Downloads", bzw HIER
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O Herr, mit Deiner Hilfe sei mir nicht fern! Schau her und
beschütze mich! Befreie mich aus dem Rachen des Löwen,
vor dem Horne des Einhorns rette mich Armen!
Ps. Mein Gott, mein Gott, was hast Du mich verlassen, bleibst ferne meinen
Bitten, meinen Klagen.
Der Text selbst ruft erst mal Stirnrunzeln hervor. Mit dem gefährlichen Löwen können wir ja noch was anfangen, aber das Einhorn ist in modernen Romanen und Fantasyfilmen von heute ziemlich positiv besetzt.
Man sollte vielleicht die Brüder Grimm nicht ganz abschreiben, denn bei denen gibt es das tapfere Schneiderlein, das noch ein wildes Einhorn fangen sollte, das alles verwüstete.
In den modernen Übersetzungen kommt das Einhorn nicht mehr vor. Der Mater amata blogspot hat sich mal die Mühe gemacht, das 2009 etwas genauer zu beleuchten (http://materamata.blogspot.com/2009_04_01_archive.html)
Dann füge ich also hier an, dass das grimm'sche Volksmärchen den 70 legendären Übersetzern der hebräischen Urtexte des 2. oder 3. Jh. hier ziemlich nahe steht, denn ein Kuscheltier ist im Text des Introitus definitiv nicht gemeint.
Der Beginn des Introitus zeigt 2 nahezu gleiche Tonfolgen Der Ausruf oder Hilferuf an Gott wird melodisch um das ne longe facias verdoppelt, was wohl auch die Dringlichkeit hervorheben soll. Ich interpretiers zumindest so.
Aber auch das scheint dem Komponisten nicht zu genügen, den melodischen Höhepunkt gibt es bei "Aspice" Schau her! rette mich. Diese Stelle ist musikalisch weiter hervorzuheben durch lange Notenwerte.
Danach erst folgt die Schilderung der Bedrohungen von denen der Herr befreien soll, "Libera me", wobei die Tierbilder eher allegorisch zu verstehen sein dürften als Bilder von Sünde, Verderben, Tod (meine Interpretation).
Vor den Viechern, dem "leonis" und „unicornuorum“ lasse ich atmen . Beide Stellen, obwohl scheinbar völlig unterschiedlich komponiert haben eine deutliche Gemeinsamkeit - die ihnen innewohnende Tritonus-Spannung. Doch nicht nur der Tonumfang der jeweiligen Koloratur, auch die Schlusstöne der Viecher zeigen exakt diese Tritonusspannung, indem der Löwe auf "f" endet, das Einhorn auf "h". Soll noch mal einer behaupten die Musiker damals hätten keine Ahnung von Tonmalerei gehabt. Ich weiss nicht ob es den Begriff "diabolus in musica" für den Tritonus damals schon gab, aber für mich ist dieses kompositorische Stilmittel ein weiteres Indiz für die oben erwähnte allegorische Verwendung der Viecher. Der Tierschutzbund braucht damit keine Demos zu starten.
Das was gerettet werden soll "humilitatem meam" ist am Ende hervorgehoben durch die längsten Melismen in diesem Kleinod, das es nun als Introitus zu Beginn der Heiligen Woche gar nicht mehr gibt.
Hörbeispiel von St Rene Goupil
Hörbeispiel von St Rene Goupil
Liebe Mutter Kirche, ich hatte doch schon mal was erwähnt bzgl. Geiz.
Wer auch immer das komponiert hat, der hat sich richtig Mühe gegeben und die Dringlichkeit des Hilferufenden musikalisch eindringlich umgesetzt.
Komm, jetzt gib dir einen Schubs und sei mal nicht so. Du musst doch so was nicht auf ewig verstecken, in diesem Fall auf den Samstag nach "Iudica".
just my 2 cents..