Dominica Post Ascensionem
Regnavit Dominus super omnes gentes;
Deus sedet super sedem sanctam suam.
(Der Herr ist König über alle Völker;
Gott sitzt auf seinem heiligem Thron.)
Alleluja (Joh. 14,18)
Non vos relinquam orphanos;
vado et venio ad vos, et gaudebit cor vestrum.
(Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen;
Ich geh und komme wieder zu euch und euer Herz wird sich freuen.)
Alleluja
Oratio
Siehe auch "Downloads", bzw HIER
Von Ostersamstag an bis zu Samstag in der Pfingstwoche werden in der überlieferten Liturgie der gregorianischen Messe vor dem Evangelium zwei aufeinanderfolgende Allelujaverse gesungen, von denen der erste jeweils mit zwei Alleluja beginnt, der zweite mit einem Alleluja beginnt und schließt. Bei einer darauffolgenden Sequenz fällt das Alleluja am Schluss weg. (Quelle: Schott, Ostersamstag).
Diese Praxis war mir bis dato unbekannt, aber je mehr heilige Messen in der überlieferten Form man spielt und singt, desto mehr an liturgischem Reichtum gibt es zu entdecken. Vielen Dank hier an Dr. Michael Tunger (http://www.sinfonia-sacra.de/) für seine freundliche und schnelle Hilfe. Obige Stelle im Schott ist nicht leicht zu finden.
Das erste Alleluja besticht durch seine wunderschöne dreiklanghafte Melodie und seinen nahezu symmetrisch aufgebauten kurzen Jubilus (auf der letzten Silbe des Alleluja gesungene Tonfolge).
Der melodische Höhepunkt des Psalmverses beschreibt Gott selbst der über allem thront in melodischer Form. Die oben angegebene mp3 Datei ist tatsächlich die einzige Version, die ich dazu im Web gefunden habe, allerdings so schön gesungen, dass ich es mir mehrmals anhören musste. Viel Spaß wünsche ich den Lesern dabei.
Das 2. Alleluja hat einen deutlich ausschweifenderen Jubilus, dessen Anfangsphrase wahrlich jubilierend 3 mal nacheinander erscheint, bevor sie sich zum Grundton senkt. Kurz nach dem tiefsten Ton im Jubilus, empfahl ich einigen Sängern einen kurzen Schnapp-Atem einzulegen, da es mir wichtiger erscheint, dass die Schola am Ende noch die Kraft hat den Schlusston etwas länger auszusingen. Das ist nicht die reine Lehre, aber zweckmäßig.
Der Psalmvers lehnt sich zunächst harmonisch an die Melodie des Alleluja an.
Erst auf die Textstelle "et veni ad vos" (und ich komme wieder zu euch) folgt eine harmonische Wendung Es ist die Textstelle in der nun auch musikalisch untermauert wird, dass Gott uns nicht als Waisen zurücklässt.
Und es ist tatsächlich die einzige Stelle im gesamten Alleluja, in der die Melodie nicht entweder auf dem Grundton oder dem Rezitationston vor einem Atemzeichen oder Trennstrich endet. Die zentrale Aussage, das Versprechen zu den Menschen zurückzukehren erhält hiermit im Zentrum der Komposition die bewusste Hervorhebung.
Die ausufernde Melismatik auf dem folgenden "et gaudebit cor vestrum" (und euer Herz wird sich freuen) gründet darauf, ist geknüpft an dieses Versprechen. Doch wann sollte sich nicht Freude zeigen wenn nicht auf diese Aussage hin?
Was folgt ist eine Nachricht an meine Sänger.
Ich denke wir werden in Zukunft mehr Allelujas singen als bisher.
Leider ist das mit einiger Probearbeit verbunden.
Aber glücklicherweise werdet ihr euch bei diesem Ertrag sogar darüber freuen.
Steht sogar im Allelujatext :)
just my 2 cents...