Donnerstag, 21. Juni 2012

Live Aufnahmen der Schola St. Michael - 3. Sonntag nach Pfingsten

Dominica III post Pentecosten


Aus der Messe vom 17.06.2012, 17:00 h in St. Michael Nieder-Ramstadt.

1) Introitus: Respice in me (Beschreibung: hier)
 
2) Graduale: Jacta cogitatum tuum (Beschreibung: hier)
 
3) Alleluja Deus judex und das Evangelium, gesungen von HW Jolie. (Beschreibung: hier)


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Donnerstag, 14. Juni 2012

3. Sonntag nach Pfingsten - Alleluja: Deus judex


Dominica III post Pentecosten

Alleluja (Ps. 7, 12)
Alleluja, Alleluja.
Ein gerechter Richter ist Gott,
stark und voll Langmut.
Wird Er denn zürnen Tag für Tag?
Alleluja.

Zum Anhören bei St. Rene Goupil bitte HIER klicken.


Das Alleluja zeigt eine klare und kunstvolle kompositorische Handschrift mit Elementen, die aufeinander aufbauen und sich ergänzen.
Nach dem sehr eingängigen Auftakt schließt sich der in 4 Atemabschnitte gegliederte Jubilus an, die ich jedoch gesondert betrachten möchte.
Der erste Teil beginnt mit einer Figur , die im Vers an 2 Stellen zitiert wird und in sich zweigeteilt ist (rot markiert)

Daran schliessen sich 3 Melodiepassagen an (blau markiert), die durch ihre Gestaltung zusammengehörig erscheinen und deren zweite Figur in der Mitte den Melodiehöhepunkt in diesem Choral hören lässt.

Interessant ist die dritte Figur am Ende des Jubilus. Ich habe diese entsprechend der im graduale Triples darunterliegenden St. Gallener Neumen verändert. Zum Vergleich hier die originale Quadratnotation 

und meine der Neume entsprechende, aber eigenmächtige Anpassung. 

Damit man die Anpassung versteht habe ich die dazugehörige Neume daruntergemalt: Eine Virga mit vier folgenden Punkten. In der Quadratnotation erscheinen im Jubilus aber nur 3 Noten und nicht wie man erwarten kann fünf. Im Vers wiederum bei “et patiens” korrelieren Quadratnotation und Neume. Deswegen hab ich die Quadratnotation dort auch in den Jubilus übertragen.

Daraus wiederum erschließt sich für mich ein einheitliches Bild des Choralaufbaus.
Der erste rot eingekastelte Teil des Jubilus wird zunächst im Vers auf das Wort “justus” (gerecht) zitiert. 


Im darauffolgenden “fortis et patiens” (stark und geduldig) erscheint eine melodische Symbiose zusammengesetzt aus dem dritten Auftreten der rot eingekastelte Figur und dem Zitat entsprechend dem letzten Teil des Jubilus.
Die Stelle “et patiens” habe ich dementsprechend mit einem roten und blauen Strich versehen. Vielleicht wollte der Komponist vor allem diese Eigenschaft Gottes dadurch hervorheben.


Dass die 3 blau markierten Teile des Jubilus tatsächlich thematisch zusammengehören und als Einheit zu sehen sind, zeigt sich am Ende des Verses wo diese in der Tradition vieler Alleluja-Gesänge auf der letzten Silbe nochmal erklingen. 


Hier eindeutig nicht vorhanden ist der rot markierte Teil zu Beginn des Jubilus. Das ist zumindest  ungewöhnlich und macht meine Deutung des inhaltlichen Aufbaus durchaus wahrscheinlich.


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3. Sonntag nach Pfingsten - Graduale: Jacta cogitatum tuum


Dominica III post Pentecosten

Graduale (Ps. 54, 23 17 u. 19)
Wirf deine Sorgen auf den Herrn;
Er wird dich nähren.
Vers:
Ich schrie zum Herrn, und Er erhörte meinen Ruf
und schützte mich vor denen, die mir feindlich nahen.



Zum Anhören bei St. Rene Goupil bitte HIER klicken.

Im Graduale wird das Thema des Introitus aufgegriffen und weitergeführt.
Offiziell steht es im 7. Ton, verlässt den Tonraum aber zweitweise recht deutlich.
Durch viele Intervallsprünge ist dieser Choral zudem sehr anspruchsvoll für die Sänger.
Der bewegte Anfang mit vielen Terzsprüngen führt die Melodie zunächst zum Tenorton am Ende von cogitatum tuum (deine Sorgen), bevor das in Domino (auf den Herrn) als eine angenehmer melodischer Ruhepunkt wirkt.
Auf et ipse te (und er wird dich) folgt das längste Melisma vor dem Vers das unterhalb des Grundtons endet.
Enutriet (Er wird ernähren) wirkt melodisch sehr zerissen. Bei den Proben habe ich hier besondere Sorgfalt auf das Vorbereiten und sorgfältige Ansteuern und Sprechen der Silbe “nu” gelegt (rot eingekreist). Die Sprache erweist sich oft als “Anker”, mit dessen Hilfe sich eine Schola Halt verschafft in melodisch schwierigen Passagen.
Das folgende Melisma auf der Silbe “et” erinnert an die Passage von tuum am Anfang. Die Stellen sind in im Notenbeispiel blau umrahmt.

Der solistisch gesungene Versteil beginnt mit einer eindringlichen tonmalerischen Passage bei Dum clamarem Dominum (ich schrie zum Herrn) wobei beim Wort Dominum die höchsten Töne des Chorals erscheinen. Auch hier weist die Melodie schwierig zu singende Passagen auf mit wechselnden Terz- und Quartsprüngen.

Dem Laien mögen die Tonfolgen durchaus zufällig erscheinen. Doch hin und wieder wird offensichtlich mit welcher Konsequenz der Komponist zusammengehörende Stellen verbindet. Hier grün markiert die Worte clamarem und exaudivit, die teils identische Tonfolgen aufweisen. Auf der einen Seite das Schreien (clamarem) des Psalmisten zu Gott und das Erhören (exaudivit) dieser Rufe.

Ähnliches ist - gelb umrahmt - zu sehen zwischen enutriet (Er wird mich nähren) und dem appropinquat mihi, (den Feinden)...die sich mir nahen. Beide Stellen haben den gleichen Quintsprung.

Das Schlussmelisma beginnt - für diesen Choral etwas unüblich - mit einer eng geführten Melodie, bei der man meiner Meinung nach unbedingt auf die Bindung zwischen den Tönen achten sollte um eine Kontrast herzustellen mit der letzten Passage, die durch große Sprünge den tonalen Charakter des Chorals noch einmal zu Gehör bringt.

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Mittwoch, 13. Juni 2012

3. Sonntag nach Pfingsten - Introitus: Respice in me


Dominica III post Pentecosten

Introitus (Ps. 24, 16 u. 18)
Schau her auf mich, o Herr,
und hab mit mir Erbarmen;
ich bin so einsam und so arm.
Sieh an mein Elend und mein Leid;
mein Gott, vergib mir alle meine Sünden.
Vers (Ps. 24, 1-2):
Zu Dir erhebe ich meine Seele, o Herr;
mein Gott, auf dich vertraue ich;
darob werde ich nicht erröten.

Zum Anhören des Choral bei St. Rene Goupil bitte HIER klicken.

Der Choral ist das Klagelied eines reuigen Sünders.
Er beginnt mit einer charakteristischen Wendung mit gedehnter erster Note, die sich im Laufe des Gesangs noch zweimal zeigt. Die 3 Stellen sind rot hervorgehoben.
Das erste Mal bei der Bitte an Gott: Respice (Schau auf mich)
Das zweite Mal am Beginn der Klagen – quoniam unicus (ich bin so einsam)
Das dritte Mal am Ende vor dem Vers bei peccata (Sünden), der abschließenden Bitte die Sünden zu vergeben.
Alle Wendungen in denen der Psalmist sein Leid klagt sind melodisch erhöht, während die Bitten an Gott demütig in unteren Tonlagen angesiedelt sind. Deutlich zu sehen bei quoniam unicus et papuer sum ego (ich bin so einsam und so arm.). Es wirkt wie eine tonmalerische Darstellung eines reuigen, nach oben flehenden Beters
Auch die folgenden Stellen humilitatem meam (mein Elend) und laborem meum (mein Leid) sind so komponiert, dass immer da wo der Beter auf sich hinweist bei meam/meum (grün umrandet) die Melodie nach unten geht während humilitatem und laborem weiter oben angesiedelt sind.
Wenn man die blau umrahmten Stellen, die Aufzählung der Leiden, nacheinander betrachtet, stellt man auch fest dass sie allmählich von der Tonhöhe her immer tiefer werden bevor die Stelle kommt wo Gott um Vergebung gebeten wird. DieseBitte ist dann im unteren Bereich der Tonart angesiedelt und wahrscheinlich der demütigen Haltung des Beters nachempfunden.
Der Schluss des Gesang - Deus meus (mein Gott) erhebt sich nochmal bevor der Choral mit einer Standardwendung schließt.

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