Donnerstag, 14. Juni 2012

3. Sonntag nach Pfingsten - Alleluja: Deus judex


Dominica III post Pentecosten

Alleluja (Ps. 7, 12)
Alleluja, Alleluja.
Ein gerechter Richter ist Gott,
stark und voll Langmut.
Wird Er denn zürnen Tag für Tag?
Alleluja.

Zum Anhören bei St. Rene Goupil bitte HIER klicken.


Das Alleluja zeigt eine klare und kunstvolle kompositorische Handschrift mit Elementen, die aufeinander aufbauen und sich ergänzen.
Nach dem sehr eingängigen Auftakt schließt sich der in 4 Atemabschnitte gegliederte Jubilus an, die ich jedoch gesondert betrachten möchte.
Der erste Teil beginnt mit einer Figur , die im Vers an 2 Stellen zitiert wird und in sich zweigeteilt ist (rot markiert)

Daran schliessen sich 3 Melodiepassagen an (blau markiert), die durch ihre Gestaltung zusammengehörig erscheinen und deren zweite Figur in der Mitte den Melodiehöhepunkt in diesem Choral hören lässt.

Interessant ist die dritte Figur am Ende des Jubilus. Ich habe diese entsprechend der im graduale Triples darunterliegenden St. Gallener Neumen verändert. Zum Vergleich hier die originale Quadratnotation 

und meine der Neume entsprechende, aber eigenmächtige Anpassung. 

Damit man die Anpassung versteht habe ich die dazugehörige Neume daruntergemalt: Eine Virga mit vier folgenden Punkten. In der Quadratnotation erscheinen im Jubilus aber nur 3 Noten und nicht wie man erwarten kann fünf. Im Vers wiederum bei “et patiens” korrelieren Quadratnotation und Neume. Deswegen hab ich die Quadratnotation dort auch in den Jubilus übertragen.

Daraus wiederum erschließt sich für mich ein einheitliches Bild des Choralaufbaus.
Der erste rot eingekastelte Teil des Jubilus wird zunächst im Vers auf das Wort “justus” (gerecht) zitiert. 


Im darauffolgenden “fortis et patiens” (stark und geduldig) erscheint eine melodische Symbiose zusammengesetzt aus dem dritten Auftreten der rot eingekastelte Figur und dem Zitat entsprechend dem letzten Teil des Jubilus.
Die Stelle “et patiens” habe ich dementsprechend mit einem roten und blauen Strich versehen. Vielleicht wollte der Komponist vor allem diese Eigenschaft Gottes dadurch hervorheben.


Dass die 3 blau markierten Teile des Jubilus tatsächlich thematisch zusammengehören und als Einheit zu sehen sind, zeigt sich am Ende des Verses wo diese in der Tradition vieler Alleluja-Gesänge auf der letzten Silbe nochmal erklingen. 


Hier eindeutig nicht vorhanden ist der rot markierte Teil zu Beginn des Jubilus. Das ist zumindest  ungewöhnlich und macht meine Deutung des inhaltlichen Aufbaus durchaus wahrscheinlich.


Just my 2 cents...

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