Dominica Quarta Adventus
Dieser Sonntag hatte ursprünglich keine eigene Liturgie, da der Gottesdienst des vorangehenden
Quatembertages, der sich mit der Erteilung der heiligen Weihen durch die ganze Nacht hinzog, erst mit der Frühe des Sonntags zu Ende ging. Später schob man die Quatemberfeier auf den Morgen des Samstags und stellte dann, meist aus Texten der Quatembertage, eine eigene Messe für diesen Sonntag zusammen.
(Quelle: Schott)
Die Praxis der Quatemberwoche nach dem 3. Adventssonntag ist bereits durch
Papst Leo dem Großen (um 400-461) bezeugt, hat also eine beeindruckend lange Tradition. Im Zuge der Liturgiereform beschloss die Deutsche Bischofskonferenz 1972, den sog. Winterquatember in die erste Adventswoche zu legen. Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt.
Der Introitus selbst ist ein sehnsuchtsvoller Ruf nach dem Erlöser. Ausserdem fungiert er als Namensgeber für die sog. "Rorate"-Messen im Advent, die in der Regel früh morgens an Wochentagen gelesen werden.
Für einen Sonntag, der zunächst keine eigene Liturgie hatte eine erstaunliche "Karriere", aber auch ein Beleg für die Nachhaltigkeit und die spirituelle, liturgische Tiefe seiner Texte, die auch in vielen Kirchenliedern verwendet werden, z.B. im Lied "Tauet Himmel den Gerechten" oder in Friedrich Spee's "O Heiland reiß den Himmelauf" in der Strophe:
O Gott ein Tau vom Himmel gieß,
im Tau herab, o Heiland fließ.
Ihr Wolken brecht und regnet aus
den König über Jakobs Haus.
(Is. 45,8)
Tauet, Himmel, von oben!
Ihr Wolken, regnet den Gerechten!
Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor!
(Ps. 18,2)
Die Himmel künden Gottes Herrlichkeit,
und Seiner Hände Werke rühmt das Himmelszelt.
(Quelle: Schott)
Zum Anhören bei St. Rene Goupil, bitte
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Der Choral beginnt mit einer kräftigen authentischen Melodiefloskel zwischen dem Grundton und dem Tenorton des dorischen Modus, die shensuchtsvolle Anrufung lautmalerisch steigernd zum höchsten melodischen Punkt auf den Text "de super" (von oben).
Der "Gerechte" (justum) auf den die Welt so sehnsüchtig wartet ist im Anfangston gedehnt. Ich lasse die Schola auch auf dem letzten Ton von justum etwas verweilen.
Beim "aperiatur terra" (es öffne sich die Erde) wird die Größe der Bitte durch die relativ grosse Melodiedistanz unterstrichen, die den Gesang schliesslich wieder zum Grundton zurückführt um in der erdigen Tiefe und Kraft des 1. Modus den zu erwähnen, dem alle Bitten und alle Rufe gelten - SALVATOREM, dem Erlöser, dem Retter, dem Heiland.
Der Gesang ist kurz und eindeutig, wie seine Botschaft.
Er verzichtet auf grosse Umschreibungen, auf umständliche Melismen (grosse Koloraturen auf einer Silbe).
Der Kern der christlichen Sehnsucht bedarf keiner Umschweife, er kommt direkt zum Punkt.
Darin ist auch die Popularität der Texte und der Gesänge begründet, die sich auf diese Rufen beziehen.
Nebensächlichkeite würden im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte untergehen. Kernbotschaften leben weiter, wie angedeutet in vielen Formen und Liedern.
just my 2 cents...