Dominica XV post Pentecosten
Es ist gut den Herrn zu preisen
und Deinem Namen Lob zu singen, Allerhöchster
V.: Schon früh am Morgen
Dein Erbarmen zu verkünden
und Deine Treue in der Nacht
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Bonum est - Es ist gut - mit dieser simplen Feststellung beginnt das Graduale des 15. Sonntags nach Pfingsten. Dieses Selbstverständis wird in ruhigen gleichmässigen Melismen zum Grundton hinunter geführt und am Ende dieser Eingangsfloskel sogar einen Ton darunter.
Wie sehr sich dieser Eingangsteil allein durch seinen tonalen Raum abhebt, erkennt man erst auf den 2. Blick, bzw man bemerkt es beim Singen. Der komplette restliche Gesang bewegt sich im im eigentlichen 5. Ton.
Das "Bonum est" aber würde das Stück normal als im 6. Ton stehend kennzeichnen. Mir fällt hier keine musikwissenschaftliche Erklärung ein.
Es ist wie eine Art Luft holen für die folgende Erklärung, was gut ist und die ist dann sehr ausführlich:
Den Herrn zu preisen und Deinem Namen zu lobsingen, Allerhöchster
Dieser Teil spielt sich bis zum Wort Altissime (Allerhöchster) melodisch fast vollständig oberhalb den Tenors oder Rezitationstons ab. Charakteristisch wirken die fallenden Terzen zum tenor hin, ein Motiv, das ständig wiederkehrt auch in leicht abgewandelter Form. Bis auf die das Wort “tuo” bewegt sich die Melodie in einem engen 4-Tonraum, das sehr wohl die enge Beziehung des Beters zu Gott wiederspiegeln mag.
Trotz des begrenzten Tonraums setzt der Komponist eindeutige melodische Erkennungsmerkmale:
Bei “confiteri” und “et psallere nomini tuo” ist der Tenor der Ausgangspunkt jeder melodischen Bewegung (blau eingekreiste Töne).
Wenn aber Gott direkt benannt wird (Domine, Altissime) führt die Melodie zum Tenorton hin, bildet der Tenorton, quasi den Auffangpunkt (rot eingekreiste Töne).
Den Abschluss von “Altissime” bildet ein lautmalerisch angedeuteter “Berg”, der symbolhaft wie das Gebirge die überwältigende Größe Gottes bildlich darstellt.
Ad annuntiandum mane – schon früh am morgen verkündige ich.
Das Wort mane wartet mit der gleichen Tonspitze wie altissime auf, den Beter erinnernd an die frühe Pflicht dem Höchsten gegenüber. Es beginnt mit ähnlichem musikalischen Motiv nur hier als Quarte fallend und – im Gegensatz zu Domine/Altissime - nicht mit dem Tenor als Zielton, sondern als Ausgangspunkt.
Misericordiam tuam - dein Erbarmen – zeigt melodisch eine noch engere Verknüpfung zum Tenorton, der nur ganz selten verlassen wird und den Eindruck des Flehens der betenden Seele erzeugt.
Et veritatem tuam per noctem - und deine Treue in der Nacht – führt den Gesang endlich zum Grundton zurück bevor die Schola am Asteriscus wieder einsetzt.
vergleiche:
Per noctem - hier lässt der Gesang erneut das Motiv der fallenden Terzen wieder erklingen, erzeugt eine Echo zum vorhergehenden Altissime, dessen Melodie exakt wiederholt wird (optisch verschieden, aber tatsächlich identisch aufgrund des verschobenen Schlüssels) und den Bogen des Allerhöchsten spannt vom Lobpreis des Höchsten zu seiner Treue die währt vom Morgen bis in die Nacht, was sich auch allegorisch deuten lässt als das unablässig währende Erbarmen und die Treue Gottes von der Geburt bis zum Tode des gläubigen Menschen.
Just my 2 cents...